Mein   Großvater,   Jean   Pierre  Odilon, wurde am 17.01.1901  in Paris geboren. Er kam nach eigener Angabe unehelich  zur  Welt  und  wurde unmittelbar  nach  der Entbindung  nach  Nizza  verbracht.

Hier  verlebte   er   seine  frühe  Kindheit und die  ersten  Schuljahre,  bis er nach Breslau geholt wurde...

Der Erinnerung  nach  wurde mein Großvater zur  Mitte  der  vierten  Klasse von einer Frau "von Tschirschky und Bögendorff" mit  einem Bediensteten abgeholt und  in das Gebiet um Breslau gebracht.  Sie   entstammte  offenbar dem         schlesischen         Adelsgeschlecht "Schirouski" [betagte Schreibweise, wie auch Tschirszke].  Aufgrund der    Tatsache,   dass  es   sich   bei  meinem Großvater um ein uneheliches  Kind  handelte, brach   ein  folgenschwerer   Streit   innerhalb  der   Familie   von Tschirschky  aus.   Die  betreffende   Dame   wurde   in   dessen Verlauf  nicht nur  vom  Adel   ausgeschlossen,  man  verbannte sie  zudem  nach  Mühlwitz  [Milowice].  Dort  bewohnte  sie  mit meinem  Großvater  einen  Hof.  Er  wuchs  relativ  behütet  auf, wurde zunächst Kraftfahrer  und  fing  an Spielzeuge zu fertigen.

Mein Großvater, heiratete als französischer Staatsangehöriger eine deutsche Frau, welche kurz nach der Hochzeit einen Sohn bekam. Anfang  des  zweiten  Weltkrieges  wurde er als   Sprachmittler  zwischen französischen Kriegsgefangenen    und   der   Wehrmacht eingesetzt. Im November 1943 wurde meine Mutter   geboren.  Nach     einigen    Monaten wurde  es  in  und  um  Breslau  unruhig. Mit dem Einmarsch der russischen Streitkräfte verließ  die  Familie  meines  Großvaters am 20.01.1945 Mühlwitz. Die Pflegemutter, Frau  von  Tschirschky  und  Bögendorff   entschied   sich  gegen eine Flucht.   Zumal  sie  nicht  bereit   war,  den   bereits  durch  meinen Großvater erworbenen Hof aufzugeben.

Eine lange, sehr tragische Flucht begann: Bei Göttingen teilte man den "Flüchtlingen" mit, dass der Krieg passé sei. Mit Freude wurde der vermeintliche Rückweg angetreten, welcher im Desaster Endete. Der Krieg wütete schlimmer als je zuvor.

Splitter einer Granate verletzten den Bruder meiner Mutter schwer. Erneut gelang es ihnen zu flüchten. Dieses Mal zogen sie bis ganz in den Norden (Neuenburg, Friesland).